1835: Die Gußstahlfabrik Fried. Krupp erhält ihre erste Betriebsdampfmaschine

Die Gußstahlfabrik hatte seit 1819 zwei Standorte: Der alte hatte den Vorzug der Wasserkraft, der neue den Vorzug großer Nähe zu einer Zeche, die Kohle in der benötigten Qualität lieferte (man gewann daraus selbst Koks).

So war es lange Zeit nötig, zu bearbeitende Werkstücke vom neuen zum alten Standort zu transportieren. Allerdings führte der genutzte Bach sehr oft zu wenig Wasser, Frost und Hochwasser führten zu weiteren Stillständen.

Am neuen Standort gab es daher etliche Maschinen, die manuell angetrieben wurden. Mit dem sich langsam einstellenden Erfolg (insbesondere im Bereich der Walzen, die als Fertigprodukte vermarktet wurden) wuchsen so auch die Schwierigkeiten. Es kam immer wieder zu deutlichen Lieferverzögerungen.

Krupp gelang es, einen stillen Teilhaber zu finden. Mit dessen Einlage konnte nun der Neubau eines Hammerwerkes angegangen werden. Die Dampfmaschine schlug mit etwa 1/3 der gesamten Investition zu Buche. Am 21. Januar 1835 wurde eine Maschine mit 20 Pferdestärken (etwa 15 kW) bei der Gutehoffnungshütte in Sterkrade bestellt, siehe Bild @fig:1835-1 1.

Betriebsdampfmaschine Fried. Krupp GHH Oberhausen Sterkrade 1835{#fig:1835-1 width=14cm}

Die Bauarbeiten (Fundamente für Kessel und Maschine, Brunnen sowie Maschinenhaus) begannen Ende 1834, aber die Maschine wurde erst nach dem vereinbarten Termin 15. Juni 1835 in Betrieb genommen. Krupp klagte über fehlende Teile, über zu schwache Ständer des Balanciers und Undichtigkeiten des Kessels.

Im September wurde der schwere Hammer in Betrieb genommen. Dabei sank der Dampfdruck schon nach einer halben Stunde um die Hälfte, obwohl maximal gefeuert wurde. Im Dezember wurden undichte Stellen im Zylinder oder Schieber als Ursache vermutet.

Anfang 1836 führten Jacobi, Haniel & Huyssen einen Teil der Schäden auf Verschleiß zurück, während Krupp darauf beharrte, daß die Maschine die zugesicherte Leistung noch nie erreicht hätte. Im Frühjahr endete die Garantiezeit und die daran geknüpfte letzte Zahlung. Man vereinbarte schließlich, den Zylinder auszubohren und mit einer Buchse zu versehen.

Im Dezember 1837 brach die Schwungradachse, was einen mehrwöchigen Stillstand zur Folge hatte.

Die Maschine trieb nicht nur Hämmer, sondern über weitere Transmissionen auch Drehbänke und Schleifmaschinen.

Ab Mai 1841 wurde mit dem Bau eines Reservekessels begonnen, da eine Generalrevision des Hauptkessels unbedingt durchgeführt werden mußte. Das Kesselhaus wurde zur Aufnahme des neuen Kessels erweitert. Nach den schlechten Erfahrungen mit der Gutehoffnungshütte wurde der Reservekessel von einem anderen Lieferanten bezogen. Im März 1842 explodierte der neue Kessel, es gab zwei Tote und mehrere Verletzte.

Die Balanciermaschine wurde bis 1875 genutzt. 1902 wurde sie in der Krupp-Halle der Düsseldorfer Gewerbeausstellung gezeigt, bevor sie 1905 an das »Museum von Meisterwerken der Naturwissenschaften und Technik« abgegeben wurde, ein Vorläufer des Deutschen Museums in München. Seit der Eröffnung des Museums-Neubaus 1925 befindet sich die Maschine in der Kraftmaschinenhalle auf der Museumsinsel 2.

Stand: 20.7.2016