Das Handwerk des Schmiedes ist sehr alt. Auch Hilfsmittel für die Schmiede wie z.B. wasserbetriebene Aufwerfhämmer gibt es schon lange. In der industriellen Revolution wuchs der Bedarf an Schmiedeteilen - sowohl hinsichtlich der Zahl als auch der Werkstückgröße. Ein mit Dampf betriebener Hammer kam ab 1839 in die Fabriken (siehe Synopsis: 1839: James Nasmyth skizziert seinen ersten Steam Hammer).

Es gab ein breites Angebot an Hämmern von den verschiedensten Herstellern. Trotz der großen Bedeutung dieser Maschinen findet man Modelle davon nur selten.

Die Firma Stuart Turner bietet seit langem ein 1:10 Modell eines Dampfhammers als Gußteilebausatz an. Mit einem Kolbendurchmesser von 1” und einem Hub von 2” ist das ein beeindruckendes Modell 1. Vorbild war ein “Rigby’s Patent Steam Hammer”, gebaut von der Firma Glen & Ross aus Glasgow 2. Mit Rigby ist George Rigby (1821-1863) gemeint 3. Sein Patent datierte von 1854 4.

Glen & Ross fertigte Hämmer in drei unterschiedlichen Bauformen. Alle waren “double acting”, d.h. die Dampfkraft wurde genutzt, um den Bär zu heben und dann, um den Schlag zu verstärken. Die mittlere Klasse (Bärgewicht von 250 bis 1000 kg) war für schwere Schmiedearbeiten gedacht. Ein solcher Hammer diente als Vorbild für das Modell von Stuart Turner. Bild 2 zeigt einen 1885 gebaut, heute in der Nähe von Glasgow, Bild 3 einen von 1889, aufgenommen in Taipeh.

Es gibt zwei bemerkenswerte Videos, aufgenommen 2008 in Indien. Sie zeigen das Schmieden eines großen Werkstückes mit einem Dampfhammer:

Dampfhammer in Howrah (Kalkutta)

Zweites Video mit Blick auf Kessel und Heizer

Da ich für mein Modell keine Gußteile nutzen wollte, habe ich das Modell von Stuart nur unter Verwendung von Halbzeugen nachgebaut. Wichtige Teile wie der Zylinder, das Mundstück (zur Führung des Hammerstiels) sowie der Schieberkasten sind aus Gußeisen. Um der Anmutung des Originals nahezukommen, habe ich diese aufwendig gefräst - aber ohne CNC und rein manuell. Dabei spielte die sog. “Smooth Arc” Funktion meiner SINO Anzeige eine zentrale Rolle, siehe die Bilder 4 und 5.

Der Querschnitt des Hammerstiels ist kreisrund - aber leider mit zwei parallelen Kreissehnen. Dies verhinderte beim Original, daß der Hammerkopf beim dem Schlag um seine Achse “tanzte”. Im Modell erwies sich das als Herausforderung. Auch der dreifache Kontakt von Hammerstiel bzw. Kolben mit der Zylinderwand und den beiden Führungen im Mundstück war nicht leicht zu beherrschen.

Das Modell ist aktuell weitgehend fertiggestellt. Zu den Restarbeiten gehört noch eine manuell betriebene Schmierölpumpe sowie Zischhähne und Fotos …

Stand 1.11.2025