1758: Die St. Antony Hütte - Wiege der Ruhrindustrie

Raseneisensteine zu einer Mauer aufgeschichtet{#fig:1758-1}

In unmittelbarer Nachbarschaft entstanden ab 1758 im Gebiet des heutigen Oberhausen drei Eisenhütten, als erste die St. Antony Hütte. Man verhüttete Raseneisenerz, welches im Tagebau mit Spaten und Hacke abgebaut wurde. Der Standort hatte noch weitere Vorteile: Wasser zum Antrieb eines Rades und Wald zur Holzkohlegewinnung. Vielleicht entscheidend aber war die Nähe zum Rhein. Vor allem für die Lieferungen an die reichen Niederlande war das ein großer Vorteil gegenüber den Konkurrenten z.B. im Sieger- und Sauerland.

Die Anfänge waren einigermaßen verworren 1. So gründete 1781 z.B. ein Pächter der Antony-Hütte wenige Kilometer entfernt die Eisenhütte Gute Hoffnung. 1791 wurde dann Neu-Essen gegründet. Die Leitung wurde Gottlob Jacobi (1770-1823) übertragen, dessen Vater Johann Heinrich die Sayner Hütte (bei Koblenz) erbaut und geleitet hatte. Alle drei Werke befanden sich in unterschiedlichen Herrschaftsgebieten. Es kam zu Besitzstreitigkeiten, bei denen auch zur Waffe gegriffen wurde. Auch nach längeren Prozessen und Gerichtsurteilen blieben Spannungen. Die Witwe Helene Amalie Krupp (1732-1810) hatte in die Gutehoffnungshütte investiert und ersteigerte diese dann 1799. Nun waren Jacobi und Krupp Konkurrenten. Arbeiter wurden abgeworben, Wasser wurde aufgestaut, Arbeiter wurden festgesetzt. Als die Witwe Krupp 1808 verkaufen wollte, versuchte Jacobi mit seinen Schwägern Gerhard und Franz Haniel ins Geschäft zu kommen. Als man sich über den Kaufpreis nicht einigen konnte, übertrug Franz Haniel seinem Essener Schwager Heinrich Huyssen die Verhandlungen. Dieser kaufte im Alleingang, ohne Wissen der anderen, zahlte einen deutlich höheren Preis - hatte aber gar kein Geld. Von da an waren die konkurrierenden Betriebe in der Hüttengewerkschaft und Handlung Jacobi, Haniel & Huyssen (JHH) vereinigt.

Die Produkte waren einfach. Es handelte sich z.B. um Töpfe, Pfannen, Ofenplatten, Bügeleisen, Walzen, Pumpen und Schienen für Kohlenbahnen. Jacobi goß bis 1819 alle Teile für Dinnendahl.

Gußteil der Gutehoffnungshütte mit altem Firmenzeichen{#fig:1758-2 width=12cm}

Aus der JHH wurde dann 1873 der Actienverein für Bergbau und Hüttenbetrieb, Gutehoffnungshütte (GHH). Die GHH entwickelte sich zu einem der bedeutendsten Maschinen- und Anlagenbauer in Europa. Sie ging 1986 in der heutigen MAN SE (Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg; Societas Europaea) auf.

Stand: 21.8.2018