1807: Robert Fulton und die Clermont

Es hatte schon eine Reihe von Versuchen gegeben, die Dampfmaschine für den Schiffsantrieb zu nutzen. Robert Fulton gelang es aber nicht nur, erfolgreich von New York nach Albany zu fahren (über 200 km), sondern auch schon kurz danach einen regelmäßigen Passagierbetrieb aufzunehmen 1. Das Schiff, seinerzeit als »North River Steamboat« bekannt, war aus Holz und nutzte auch Segel, siehe Bild @fig:1807-1.

Die North River oder Cleremont. Fulton 1807{#fig:1807-1 width=12cm}

Robert Thurston: Maschine der Clermont 1808{#fig:1807-2 width=12cm}

Die eingesetzte Maschine vom Type »Bell Crank« stammte von Boulton & Watt. Bild @fig:1807-2 zeigt eine Skizze aus »A History of the Growth of the Steam-Engine« von 1886. Der Autor Robert H. Thurston erweckt den Eindruck, auf Original-Zeichnungen Fulton’s zurückgegriffen zu haben 2. Es wurden zwei Schaufelräder mit mehr als 4 m Durchmesser angetrieben. Es gab noch keinen Radkasten.

1807: Henry Maudslay erhält ein Patent auf eine »Table Engine«

1807 erhielt Henry Maudslay ein Patent für eine »Table Engine«, eine »Tischmaschine«. Ganz ähnlich wie die »Bell Crank« von Boulton & Watt, siehe [1807: Robert Fulton und die Clermont] konnte auch die »Table Engine« aufgestellt werden, ohne ein besonderes Maschinenhaus zu benötigen, wie es bei den größeren Balancier-Maschinen nötig war. Klein, kompakt und erschwinglich - das mögen die Vorgaben gewesen sein. Auf dem Tisch stand der Zylinder. An ihm waren auch die Gleitbahnen für das Querhaupt befestigt, welches von der Kolbenstange bewegt wurde, siehe Bilder @fig:1807-3 und @fig:1807-4.

Zeichnung von Maudslay's Tischmaschine{#fig:1807-3 width=14cm}

Modell 1:2 Maudslay's Tischmaschine{#fig:1807-4 width=14cm}

Das gezeigte Modell im Science Museum ist ca. 1,60 m hoch, 0,6 m breit und 0,5 m tief (im Maßstab 1:2). Dazu passen gut die Angaben für ein in Australien erhaltenes Exemplar. Dort wird die Höhe mit gut 3 m angegeben, Breite rund 1 m, Tiefe 2 m 3. Matschoss gibt eine Zeichnung aus einer französischen Anthologie wieder 4. Bei 630 mm Hub hat die Maschine eine Höhe von mehr als 4 m. Auch im Deutschen Museum ist ein Exemplar eines Nachbaus erhalten. Es stammt von 1830. Die Leistung bei 2 bar Dampfdruck wird mit 4 PS (2,9 kW) angegeben (60 U/min, Hub 800 mm, Kolbendurchmesser 250 mm) 5.

Wurden 1807 beide Maschinentypen, also die »Bell Crank« und die »Table Engine« ausgeführt, so findet man in den Jahren danach nur noch die »Table Engine«. Diese wurde mindestens bis ca. 1850 gebaut 6.

Matschoss gibt an, dass es im Laufe der Zeit eine Reihe von Verbesserungen gegeben habe. Wenig überraschend schreibt er, daß gerade die Teile unter dem Tisch nur schlecht zugänglich waren.

Es heißt dann bei ihm:

Die Gleichmäßigkeit des Aufbaus, die elegante Ausführung, bei der man an blanken Teilen nicht gespart hatte, erregte damals allgemeine Bewunderung.

In einer Fußnote (die ich dem Leser nicht vorenthalten möchte, obwohl er seine Quelle wieder einmal unterschlägt) fügt Matschoss noch hinzu:

Es war wohl die erste Dampfmaschine, die zugleich auch als Reklame benutzt wurde. Ein Schokoladenfabrikant in Paris stellte sie in seinem Laden auf; er wurde durch den zahlreichen Besuch in seiner Erwartung auch nicht getäuscht.

Stand 24.9.2018


  1. Day + McNeil, 1996, S.276 

  2. Thurston, 1886, S. 259 

  3. Museum of Applied Arts and Sciences in Sydney Table engine, 1807-1850 Abgerufen 24.9.2018 

  4. Matschoss, 1908, Bd. 1 S. 389 ff. 

  5. Deutsches Museum: Tischdampfmaschine nach Maudslay 1830 Abgerufen 24.9.2018 

  6. Zu einem Foto einer Tischmaschine aus dem Bygones Museum, Claydon, Oxfordshire wird angegeben: Gebaut um 1850 Foto Bygones Museum Abgerufen 24.9.2018