1880: Die Rollenkette wird patentiert
Die typischen Unfälle mit Hochrädern waren wohl Stürze, bei denen der Fahrer kopfüber vor sein Rad flog. Im Englischen nannte man sie »Headers«, also Kopfsprung. Da aber der Sportler nicht elegant ins Wasser eintauchte, sondern auf den harten Boden aufschlug und nur selten ein Experte zugegen war [vergl. 1869: Die ersten Hochräder mit Stahlspeichenräder werden gebaut], sannen viele Tüftler auf Abhilfe.
Dazu zählte auch der Engländer Harry J. Lawson, der 1879 ein Patent für das erste Rad mit Hinterradkettenantrieb erhielt 1 2 3. Nun war es möglich, durch eine geeignete Übersetzung die Räder kleiner zu machen und dennoch höhere Geschwindigkeiten zu erzielen.
Im Jahre 1880 ließ sich dann Hans Renold die Rollenkette, die noch heute die allermeisten Radfahrer nutzen, patentieren 4. Renold, aus der Schweiz nach Manchester ausgewandert, hatte 1879 eine kleine Firma gegründet, in der Ketten für die Textilindustrie hergestellt wurden. Drehten sich die Laschen bislang direkt auf den vernieteten Bolzen, so kamen nun gehärtete Rollen über die Bolzen, was die Reibung deutlich verringerte und die Haltbarkeit erhöhte, siehe Bild @fig:1880-1.
{#fig:1880-1 width=12cm}
Die Rollenkette wurde sehr schnell ganz allgemein im Maschinenbau eingesetzt. Den Erfinder und Unternehmer Renold würdigte das »Institute of Mechanical Engineers« 1943 wie folgt 5:
Es gibt kaum eine Phase industrieller oder öffentlicher Tätigkeit in der die Kette nicht Verwendung gefunden und einen verdeckten, aber entscheidenden Beitrag zu unserer Wohlfahrt geleistet hat.
Stand: 24.4.2018
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Es gibt auch frühere Jahresangaben. Allerdings findet man zu »Lawson’s rear-driving Safety« von 1877 eine Fotografie (s.u.), welches keine Kette sondern ein Gestänge zeigt. Ein sehr ähnliches Rad stammte wohl von 1878. Insofern klingt 1879 plausibel. ↩
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Wikimedia Commons Lawson rear-driving safety bicycle Abgerufen 24.4.2018 ↩
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Penn, a.a.O. S. 109 ↩