1913: Friedrich Deckel baut die erste Schriftengraviermaschine für externe Kunden
Die feinmechanische Werkstätte Friedrich Deckel war 1905 aus einer nur kurz währenden Partnerschaft mit dem Erfinder Christian Bruns hervorgegangen. Bruns hatte den sog. Compound-Zentralverschluss für Fotokameras entwickelt. Für einen Nachfolger, den Compur-Verschluss, sicherte sich Carl Zeiss die Patente und ließ ihn von Deckel herstellen. Die Herstellung dieser Kamera-Verschlüsse stellte ganz neue Anforderungen an die Feinmechanik. Beim Compound-Zentralverschluss war als kürzeste Belichtungsdauer 1/250 sec angegeben, beim Compur-Ver- schluss in einer späteren Variante bis zu 1/500 sec.
Um den Anforderungen gerecht zu werden, war man bei Deckel gezwungen, viele Vorrichtungen und Maschinen selbst zu bauen, da am Markt nichts geeignetes zu finden war. So sollten die Verschlüsse gravierte Angaben zum Typ erhalten, ebenso mußten die Zeiten eingraviert werden. Ausgehend von einer vorhandenen amerikanischen Graviermaschine (die erste Pantographen-Frässpindel-Graviermaschine wurde lt. Neher um 1874 gebaut) entwickelte man bei Deckel Maschinen zunächst nur für den Eigenbedarf 1.
Ab 1913 baute Deckel seine Schriftengraviermaschine auch für den Verkauf. Es waren dies die »Nr. 0« als Tischmaschine sowie die »Nr. 1« als Ständermaschine 2. Das Bild @fig:1913-1 zeigt eine Maschine Anfang der 1950er Jahre, allerdings wurde dieser Typ über mehrere Jahrzehnte mit nur kleinen Änderungen gebaut. Man erkennt den Vorlagentisch (oben). Dort befindet sich der Führungsknopf, mit dem der Bediener den Pantographen führt. Daneben wird der Taststift eingespannt, mit dem die Vorlage dann abgefahren wird. Die verkleinerte Bewegung des Pantographen wird dann der Frässpindel mitgeteilt.
{#fig:1913-1 height=11cm}
Diese Maschinen stehen am Anfang einer ganzen Reihe von sehr erfolg- und einflußreichen Maschinen, wie z.B. die Universalfräsmaschinen FP1 von 1931 oder FP2 von 1951 (FP steht für Fräsen-Patrizen, damit ist das Fräsen von Schnittstempeln gemeint) oder die Nachformfräsmaschine KF12, um nur einige wenige zu nennen 3.
1913: Moderne Wanderrostfeuerungen haben den Heizer vielerorts verdrängt
Mechanische Feuerungsanlagen hat es in großer Zahl schon seit dem frühen
- Jahrhundert gegeben. Es scheint kaum möglich, eine Konstruktion hervorzuheben, die zum markanten Ausgangspunkt weiterer Entwicklungen geworden wäre. 1913 schrieb Gregorius im Polytechnischen Journal 4:
Bei den modernen Feuerungsanlagen größeren Stils wird fast ausschließlich mechanischer Betrieb angewendet. Es konkurrieren dabei besonders zwei Arten von mechanischer Befeuerung miteinander, die sogenannten Wurffeuerungen und die Wanderrost- oder Kettenrostfeuerungen. Bei den ersteren wird der Brennstoff absatzweise und in kleinen Mengen durch eine schwingende oder umlaufende Verteilungsschaufel gleichmäßig über den Rost verteilt, während bei der letzteren Art des mechanischen Betriebes der Rost als endloses, in senkrechter [waagerechter] Ebene umlaufendes Band ausgebildet ist, auf das der Brennstoff vorn in dünner Schicht gebracht wird und auf dem er unter allmählichem Abbrand durch den Feuerraum geführt wird.
Die Versuche mechanische Feuerungsanlagen einzuführen, hatten sicherlich nicht primär das Ziel, die körperlich anstrengende und gesundheitlich sehr belastende Arbeit der Heizer abzulösen. Ein ganz anderer Aspekt dürfte im Vordergrund gestanden haben: die Belästigung durch Qualm und Rauch der Feuerungen. Je mehr die Dampfmaschine und damit Dampfkessel gerade auch in den Städten in immer größerer Zahl eingesetzt wurden (z.B. um Wasser zu pumpen oder Strom zu erzeugen), desto stärker nahm die Rauchbelästigung zu.
Zwar waren eine Vielzahl von Lösungen erdacht worden, um »Rauch zu verzehren«, aber diese waren selten erfolgreich. Es gab Sprüche wie 5:
A good fireman is the best smoke consumer!
Ein guter Heizer ist der beste Rauchverzehrer!
Andererseits gab es nicht nur gute Heizer.
The extent to which the smoke is kept down depends upon the individual efficiency and carefulness of a multitude of poorly paid and, in many instances, ignorant workmen.
Das Ausmaß, mit dem Rauch vermieden wird, hängt von der individuellen Effizienz und Sorgfalt einer Vielzahl von schlecht bezahlten und in vielen Fällen ignoranten Arbeitern ab.
Uekötter legt dar, dass in Deutschland intensiv versucht wurde, Heizer zu schulen. Dies schien in den USA nicht praktikabel und man intensivierte die Anstrengungen, konstruktive Lösung zu finden 6 7.
{#fig:1913-2 width=14cm}
Das Bild @fig:1913-2 zeigt einen Wanderrost, der von einer westfälischen Maschinenbaufabrik hergestellt wurde. Es hat den Anschein, als wenn diese Nebenaggregate vor allem von kleineren Herstellern gefertigt wurden.
Stand: 20.11.2018
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a.a.O. S. 107 ↩
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Frank Uekötter: Solving Air Pollution Problems Once and for All. In: Rosner, 2013, Kapitel 8 ↩
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Uekötter, a.a.O. Anmerkung 71 ↩
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Bei Uekötter findet sich eine ausführliche Literaturübersicht zu den Themen »Abatement of Smoke« und »Rauchbelästigung«. ↩