1860: Etienne Lenoir erhält ein Patent auf seinen Gasmotor
Aus sehr ärmlichen Verhältnissen stammend, gelang es Etienne Lenoir durch Erfindungen in ganz unterschiedlichen Bereichen finanziell unabhängig zu werden. Ab 1858 arbeitete er intensiv daran, eine Alternative zur Dampfmaschine zu finden. Mit der Idee, Stadtgas in einen Zylinder zu leiten, zu zünden und dann auszustossen, war Lenoir zwar nicht der erste, aber ihm gelang es 1859, einen brauchbaren Gasmotor zu bauen, siehe Bild @fig:1860-1.
{#fig:1860-1 height=10cm}
Das Gasgemisch wurde nicht verdichtet sondern hatte etwa Atmosphärendruck und wirkte einmal auf die Kolbenunter-, einmal auf die Kolbenoberseite, genauso wie der Dampf bei einer doppelt wirkenden Dampfmaschine. Die ganze Maschine wies große Ähnlichkeit mit einer liegenden, doppelt wirkenden Dampfmaschine auf. Völlig analog wurde auch hier ein Flachschieber genutzt, den ein Exzenter von der Kurbelwelle aus betätigte. Es gab ein Schwungrad und einen Fliehkraftregler.
Eine völlig neue Baugruppe war das Zündsystem mit Zündkerze und Zündverteiler. Lenoir entwickelte dazu einzelne bekannte Komponenten (z.B. galvanische Elemente und den von Heinrich Daniel Rühmkorff 1855 in Paris vorgestellten Funkeninduktor) zu einem funktionsfähigen Ganzen weiter. Auch das Ventil im Zylinderkopf und der Kipphebel waren neu.
Durch die interne Verbrennung wurde der Kolben viel heisser als bei einer Dampfmaschine. Wasserkühlung war nötig.
Ab Anfang 1860 war der Motor patentgeschützt.
Es wurden einige hundert Motoren gebaut, erst in Paris, dann aber auch in England und Deutschland. Überall da, wo Stadtgas zur Verfügung steht, war die Aufstellung möglich. Es mußte kein Kessel geheizt werden, der Motor lief ruhig 1.
Die Leistung der Motoren lag bei wenigen PS, manche Quellen geben max. 3 PS an, andere max. 4 PS.
Schon 1867 endete die Erfolgsgeschichte des Motors, als auf der Weltausstellung in Paris der Flugkolbenmotor von Otto und Langen vorgestellt wurde.
Stand: 23.7.2016