1889: Dolivo-Dobrowolsky konstruiert bei der AEG die ersten Asynchronmotore (Drehstrommotore)

Michail von Dolivo-Dobrowolsky war einer der ersten Studenten im Studiengang Elektrotechnik der TH Darmstadt, wo man 1882 den weltweit ersten Lehrstuhl für Elektrotechnik eingerichtet hatte. Seit 1887 für die AEG tätig, experimentierte Dolivo-Dobrowolsky mit verkettetem Dreiphasen-Wechselstrom - Edison und Siemens setzten zu dieser Zeit noch ganz auf Gleichstrom. Dolivo-Dobrowolsky nutzte das mit diesem Wechselstrom erzeugte Drehfeld dann ab 1889 in seinem Asynchronmotor 1.

1889: Ein weiteres Urmeter wird hergestellt

1795 war ein erstes Urmeter aus Messing hergestellt worden, 1799 ein zweites aus Platin. 1889 wurde dann ein drittes gefertigt, diesmal aus einer Legierung (90 % Platin und 10 % Iridium). Das Gebilde ist 102 cm lang, hat einen X-förmigen Querschnitt (20 x 20 mm) und trägt an den Enden Strichgruppen. Der Abstand der Mittelstriche beträgt 1 m bei 0°C 2 3.

Es wurden 30 Kopien hergestellt, die unter den damaligen Mitgliedsstaaten der Meterkonvention ausgelost wurden. Bild @fig:1889-1 zeigt die Kopie Nummer 23, das Bild @fig:1889-2 die Kopie Nummer 18 mit ihrem Transportkoffer.

Urmeter Nummer 23 - Kopie 1954 von Belgien erworben{#fig:1889-1 width=15cm}

Urmeter Nummer 18 - Kopie für das Deutsche Reich{#fig:1889-2 width=15cm}

Für die Vergleichsmessungen wurden Transversalkomparatoren genutzt. Dabei werden die zu vergleichenden Meter parallel zueinander auf einem Schlitten gelagert, der quer zur Längsachse (daher transversal) verschiebbar ist. Die Meter können durch Temperaturbäder erwärmt oder gekühlt werden. Zwei Mikroskope sind so über der einen Endlage des Schlittens angebracht, dass die Strichgruppen an den Enden des einen Meters anvisiert und gemessen werden, nach dem Verschieben des Schlittens analog die des zu vergleichenden Meters 4.

Der Mikroskopkopf trägt ein Okularmikrometer mit vielleicht 50facher Vergrößerung. Damit wird dann der Strich anvisiert. Dieser hat natürlich auch eine gewisse Dicke. Berndt legt nahe, dass man Diamanten zum Ritzen benutzt hat. Auch die Frage, wo denn nun die Mitte des Striches ist, hängt in gewissem Maß vom Beobachter ab. All dies war zu untersuchen und zu bewerten. Man fand, dass auch die Messungen nur eines Beobachters um 1/10.000 mm schwankten, zwei unterschiedliche Personen wichen im besten Fall 2,5/10.000 mm voneinander ab (jeweils gemittelte Werte einer Meßreihe) 5. Eine Genauigkeit von mehr als etwa 2/10.000 mm war also nicht zu erreichen.

1889: John Boyd Dunlop erhält ein Patent für den luftgefüllten Reifen

Die heutige Firma Goodyear Dunlop Tires schreibt zu ihrer eigenen Firmengeschichte 6:

1888 beobachtete Dunlop-Gründer und Tierarzt John Boyd Dunlop (1840-1921), wie sein kleiner Sohn Johnny auf seinem mit Hartgummi bereiften Dreirad über Kopfsteinpflaster holperte. Es war unübersehbar, dass Johnny weder schnell voran kam noch sich besonders wohl fühlte. Dunlop nahm das Dreirad an sich, um ihm zu komfortablerer Fahrt und besserer Straßenlage zu verhelfen. Er umwickelte die Reifen mit dünnen Gummibändern, klebte sie zusammen und pumpte sie dann mit einer Fußball-Pumpe auf - mit dem Oberteil einer Babyflasche als Ventil. So entwickelte er das erste Luftkissensystem der Geschichte und ebnete den Weg zum ersten Luftreifen.

Lt. Day wurde Dunlop 1889 zwei Jahre nach den ersten Versuchen ein Patent auf den luftgefüllten Reifen erteilt, siehe Bild @fig:1889-3 7.

Erster luftgefüllter Fahrradreifen Dunlop's{#fig:1889-3 height=10cm}

Dunlop stattete 50 Räder mit luftgefüllten Reifen aus. Bei einem Fahrradrennen in Belfast besiegte ein Fahrer mit einem solchen Rad den amtierenden irischen Meister. Dessen Vater, der Unternehmer William Harvey Du Cros, wurde dann Geschäftspartner von Dunlop und prägte die weitere Entwicklung. Dunlop selbst praktizierte weiter als Tierarzt.

Stand 22.11.2018


  1. Neidhöfer: Der Drehstrompionier Michael von Dolivo - Dobrowolsky (1862−1919) Ein Streifzug durch Leben und Werk 13.1.2012 Abgerufen 25.7.2016 

  2. Physikalisch Technische Bundesanstalt: Von der Elle zur Naturkonstante Abgerufen 2.11.2016 

  3. Diese Urmeter wurden bis 1960 genutzt. Dann wurde das Meter über die Wellenlänge der Strahlung definiert, die Atome des Nuklids Krypton ausstrahlen. Die Genauigkeit konnte damit um eine Zehnerpotenz verbessert werden. Ab 1983 ist das Meter an eine Naturkonstante gebunden: Die Lichtgeschwindigkeit. Damit sind weitere Änderungen nicht zu erwarten. 

  4. Scheel, 1911, S. 10 

  5. Berndt, 1929, S. 12 

  6. Webseite der Goodyear Dunlop Tires Abgerufen 25.4.2018 

  7. Day + McNeil, 1996, S. 223 f.