1877: Franklin B. Norton erhält ein Patent auf eine Schleifscheibe mit keramischer Bindung
Franklin B. Norton betrieb seit 1858 in Worcester Massachusetts USA eine Töpferei. Der Mitarbeiter Sven Pulson fand 1873, dass eine Scheibe aus Ton vermischt mit Korund nach dem Brennen im Töpferofen sich wesentlich besser zum Schleifen eignete als die bis dahin benutzten Schleifscheiben aus Sandstein. Norton erhielt 1877 darauf ein Patent (Keramische Bindung). 1879 begann man mit der Produktion und dem Vertrieb 1.
Zu der Adaption in Deutschland oder Europa fanden sich bislang keine Quellen der Technikhistoriker. Dingler berichtet 1884 »Ueber den Schmirgel, seine Gewinnung, Verarbeitung und Verwendung«. Dort heißt es, daß Schleifscheiben aus Naturkorund und einem Bindemittel gepresst wurden. Anschliessend wurden sie »mittels schwarzer brasilianischer Diamanten genau abgedreht« 2. Nach Sinterung klingt das nicht.
Die frühere Firma Naxos-Union (1871 in Frankfurt gegründet) war in Deutschland lange Zeit führender Anbieter bei Schleifmitteln [vergl. 1834: Der Amerikaner Isaac Fisher erhält Patente auf die Herstellung von Sandpapier]. In 3 stellt das Nachfolgeunternehmen Naxos-Diskus dar, dass bei Naxos ab
- 1900 Schleifscheiben aus künstlichem Korund
- 1905 die ersten keramisch gebundenen Schleifscheiben für die Kurbelwellenbearbeitung
- 1910 die ersten mit Kunstharz gebundenen Schleifscheiben
hergestellt wurden.
Wann auch immer Scheiben mit keramischer Bindung genau zur Verfügung standen: Von dem Moment an konnten auch gehärtete Bauteile maßgenau endbearbeitet werden.
1877: Samson Fox erhält ein Patent für das »Fox’ Corrugated«, ein gewelltes Kesselrohr
Samson Fox (1838-1903) erhielt 1877 das englische Patent 1097 für das »Fox’ Corrugated«. Das war ein Wellrohr, welches als Kesselrohr eingesetzt wurde. Damit waren gleiche zwei Vorteile verbunden: das Rohr konnte einem höheren Druck als ein Glattrohr ausgesetzt werden und die Heizfläche des Kessel vergrößerte sich, siehe Bild @fig:1877-1 4. Schon im gleichen Jahr erhielt Fox auch im Deutschen Reich ein Patent 5.
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Es gelang, die britische Admiralität als Kunden zu gewinnen. Zunächst in der Hauptsache für Schiffskessel eingesetzt, wurde »Fox’ Corrugated» dann auch bei Landkesseln verwandt.
1878 hieß es im Polytechnischen Journal 6:
Zur Herstellung dieser Rohre dienen zwei entsprechend kalibrirte Walzen, zwischen welche das zusammengeschweisste Heizrohr eingelegt und durch Drehen und langsames Zusammenpressen derselben allmälig auf die gewünschte Form gebracht wird. Es ist selbstverständlich, dass nur vorzüglichstes Material bei bester Herstellung diese Bearbeitung aushalten kann; dann aber ist wohl erklärlich, dass ein derart gewelltes Rohr bedeutend höheren Aussendruck ertragen kann, als ein flaches. Bei zwei Versuchsrohren von 2,1m Länge, 925mm Durchmesser und 9mm Blechstärke brach nach dem Iron, 1877 S. 708 das glatte Rohr unter 15,75 at zusammen, während das gewellte Rohr bis zu 71,70 at äusserem Druck aushielt. Ausser dieser erhöhten Festigkeit kommt auch noch die grosse Elasticität der gewellten Rohre in Betracht – eine Eigenschaft, welche bei den verschiedenen Ausdehnungen der Cornwallkessel besonders wichtig ist. Die Masse der Wellungen werden mit 1/6 Durchmesser als Wellentiefe und 1/6 Durchmesser Wellenlänge gegeben.
Die Firma Schulz, Knaudt & Co. aus Essen sicherte sich die deutschen Rechte und begann, Wellrohre zu produzieren. 1880 konnte man auf der Ausstellung in Düsseldorf die ersten Produkte zeigen 7 8.
Stand: 20.11.2018
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Harvard University Abgerufen 31.7.2016 ↩
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Naxos Diskus, Firmenprospekt 2015, S. 4 Abgerufen 31.7.2016 ↩
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The Engineer, 1877, 13.4. S. 261 ↩
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Die Ausstellung Düsseldorf 1880 war mit mehr als 3000 Firmen ein sehr wichtiges Ereignis. In der Literatur findet sich die Ansicht, dass dies auch eine Folge der schwachen und nicht zufriedenstellenden deutschen Teilnahme an der Weltausstellung 1876 in Philadelphia war. 1880: Rheinisch-Westphälische Gewerbeausstellung Abgerufen 20.11.2018 ↩