1834: Der Amerikaner Isaac Fisher erhält Patente auf die Herstellung von Sandpapier

Geschliffen wurde schon immer - so ist es kaum möglich, Fixpunkte in der Entwicklungsgeschichte des Schleifens sicher zu benennen. Ohnehin scheint dies ein völlig vernachlässigter Bereich der Technikgeschichte zu sein. Schleifpulver wurde schon im Altertum benutzt (siehe z.B. glänzend polierte ägyptische Statuen). Schleifpapiere, sei es Sandpapier oder Glaspapier, waren auch schon lange Zeit in Gebrauch.

Ein erstes Datum in Sachen Sandpapier gibt es dann 1834. Ein Isaac Fisher Jr. aus Springfield, Vermont, USA erhielt am 14/06/1834 gleich mehrere Patente für das Beschichten von Papier mit Sand. Auch Glas wird in dem Patent erwähnt. Ich habe nichts dazu gefunden, ob Mr. Fisher seine Ideen geschäftlich verwerten konnte. Aber den Zeitgenossen waren die Patente wohl doch wichtig: So wurde schon im Jahr drauf, also 1835, in Dingler’s Polytechnischem Journal über die Patenterteilung berichtet. Wie so oft, so nannte Dingler auch hier das »Mechanics’ Magazine, aus dem Franklin Journal« als Quelle 1.

In Deutschland war es Carl Friedrich Schröder aus Hannoversch Münden, der 1863 mit der Fabrikation von Schmirgelpapier begann. Die C.F. Schröder Schmirgelwerke bestanden bis 2009.

Es muß eine ganze Reihe von Gründungen gegeben haben. So wird 1864 als Gründungsjahr der S. Oppenheim & Co. genannt. Siegmund Oppenheim und Siegmund Seligmann hatten um 1860 in einer Scheune in Hainholz (heute ein Stadtteil von Hannover) begonnen, mit einfachsten Mitteln Schleifmittel, Glas- und Flintsteinpapiere herzustellen. Daraus ist die heute noch produzierende »Vereinigte Schmirgel- und Maschinenfabriken AG« VSM entstanden.

1882 wurde in der Zeitschrift »Die Gartenlaube« in der Reihe »Deutschlands große Industrie-Werkstätten« über »Das Schmirgeldampfwerk in Hainholz vor Hannover« berichtet, siehe Bild @fig:1834-1 2. In dem sehr lesenswerten Beitrag wird erwähnt, das nun Korund als Belag benutzt wird. Ferner wird auf die große Bedeutung der Schmirgelscheiben hingewiesen, dazu siehe das Jahr 1873.

Brechmaschinen in der Schmirgelfabrik in Hainholz bei Hannover{#fig:1834-1}

Korund ist nach dem Diamant das härteste natürlich vorkommende Mineral (ein Aluminiumoxid). Es wurde über Jahrhunderte auf der griechischen Insel Naxos abgebaut. In Deutschland wurde der »echte Schmirgel« durch Julius Pfungst importiert, der sich das Alleinverkaufsrecht vertraglich gesichert hatte. Pfungst gründete 1871 in Frankfurt die Naxos-Union, die später als einer der ersten Hersteller von Schleifmaschinen bekannt wurde.

Wasserfestes Schleifpapier wurde erst 1921 erfunden und liegt so ausserhalb des Bereiches dieser Synopsis.

1834: Wilhelm Albert erprobt mit Erfolg das erste Drahtseil

Das erste Drahtseil der Weltgeschichte hatte einen Durchmesser von 18mm. Es bestand aus drei Litzen zu je vier Drähten von etwa 3,50mm Durchmesser (Abb. 6) und wurde von Hand verseilt. Es wurde am 23. Juli 1834 im 484m tiefen Schacht der Grube Caroline bei Clausthal erprobt und arbeitete zur vollen Zufriedenheit seines Erfinders.

Dieses Zitat stammt aus »Eine kurze Geschichte des Drahtseils«, eine sehr lesenswerte Darstellung von Roland Verreet 3. Der Erfinder war der Oberbergrat Wilhelm Albert, daher auch der Begriff Albertseil. Im englischen Sprachraum findet sich der Begriff »Albert lay« 4.

Nun könnten die Hängebrücken für Verwirrung sorgen. Der französische Ingenieur Marc Seguin [vergl. 1828: Marc Seguin erhält ein Patent für einen Kessel mit einem Bündel Flammrohre] baute 1822 eine Hängebrücke, bei der statt Ketten Drahtkabel genutzt wurden. War diese wohl noch eher ein Experiment, so folgte schon ein Jahr später eine Fußgängerbrücke in Genf. 5 Die hier benutzte Anordnung der Drähte bezeichnet man als Paralleldrahtseil, alle Drähte liegen parallel nebeneinander. Sie sind nicht verdreht oder geschlagen. Das Albertseil ist im Gleichschlag ausgeführt, es gibt keine Drahtkreuzung.

Es scheint so, als wenn man auf Albert’s Erfindung gewartet hätte: die Seilerei Felten & Guilleaume begann schon 1835 in Köln Drahtseile herzustellen 6. Im gleichen Jahr soll ein Seil im Ruhrbergbau genutzt worden sein, wieder einmal auf der Zeche Sälzer & Neuack, siehe auch [1804: Die erste Dampfmaschine Franz Dinnendahls geht auf Zeche Wohlgemuth in Betrieb].

1834: Beim Ruhrbergbau wird zum ersten Mal die Mergelschicht durchstossen - es beginnt der Tiefbau

Im März 1834 erhielt der Kaufmann und Unternehmer Franz Haniel in Ruhrort (heute ein Stadtteil von Duisburg) die folgende Nachricht 7:

Es freud mier daß ich die ehre haben kann Herren Haniel die anzeige zu machgen das wier in Kaltenhoffer buß [=Busch] ein Flözt an gebort haben von zwei fuß machtigkeit und denke daß auf jeden fal auf den sonnabend d[en] 29tn Merz Augen Scheines Termin gehalten werden kann worüber Sie bestimte Nachricht bekommen glückauf Stölzel

Diese Nachricht des Bergmanns Stölzel kam rund 19 Monate nach Beginn der Arbeiten am »Schacht Franz«. Es war erstmalig gelungen, die Mergelschicht zu durchdringen, also eine Schicht harter Sedimente. In ca. 56 m Tiefe war man dann auf ein Kohleflöz gestossen.

Beim Abteufen dieses Schachtes wurde eine Dampfmaschine eingesetzt. Im Ruhrmuseum Essen sind Zeichnungen einer »Hochdruck-Dampfmaschine« zu sehen, die dem Ingenieur Louis Noot von der JHH zugeschrieben wird [siehe 1758: Die St. Antony Hütte - Wiege der Ruhrindustrie]. Man nimmt an, dass es diese Maschine war, die genutzt wurde.

Unter der Mergelschicht lag die sog. »Fettkohle«. Diese war begehrt, weil nur mit ihr Koks-Hochöfen zu betreiben waren [siehe 1848: Der erste Kokshochofen des Ruhrgebietes wird auf der Friedrich-Wilhelms-Hütte in Betrieb genommen].

Franz Haniel gab den Bergleuten, die »seinen« Schacht abgeteuft hatten, einen aus. Die Rechnung des Wirts für etwa 30 Mann ist erhalten. Es wurden 17 Kannen Branntwein (rund 22 Liter) und ein Ohm Bier (137 Liter) ausgeschenkt sowie Weißbrot und Käse gereicht. Auch Musikanten waren zugegen.

Der Flöz im Schacht Franz erwies sich jedoch schnell als wenig ergiebig. Ein zweiter Schacht »Kronprinz von Preussen« wurde einige hundert Meter entfernt abgeteuft. Dort förderte man zwar aus anfänglich rund hundert Metern, aber die aus den beiden Schächten gebildete Zeche »Vereinigte Kronprinz« wurde schon 1842 aufgegeben. Da hatte der zweite Schacht eine Teufe von über 200 Metern erreicht 8. Letztlich fand Haniel Fettkohle in Essen-Katernberg, Zollverein Schacht 1 9.

Stand: 23.11.2018


  1. Dingler, 1835, Band 57, Miszelle 15 S. 316 f. 

  2. Die Gartenlaube 1882: Das Schmirgeldampfwerk in Hainholz vor Hannover 10.7.2012 abgerufen 20.7.2016 

  3. Verreet: Eine kurze Geschichte des Drahtseils Abgerufen 18.7.2018 

  4. Day + McNeil, 1996, S. 10 

  5. Brücken-Homepage Bernd Nebel Abgerufen 18.7.2018 

  6. Widdig, 2011, S .11 

  7. Mit Dampf ins neue Ruhrgebiet - Franz Haniel und der Bergbau in Borbeck. 2005. Kultur-Historischer Verein Borbeck Stand 2005 Abgerufen 23.11.2018 

  8. Informationstafel des Kultur-Historischen Vereins nahe der Schacht-Kronprinz-Straße. Stand 2006 Dokumentiert 2018 

  9. Wikipedia: Zeche Zollverein Stand 16.11.2018 Abgerufen 23.11.2018